
Vielfalt Stadt
Freitag, 3.5.2024
FAU Erlangen-Nürnberg, Bismarckstr. 1a („Alte Mathematik“), Erlangen
Begrüßung und Keynotes
Am Freitag, dem zweiten Tag des Frühjahrsforums, lag der Fokus der Beiträge und Diskussionen auf Biodiversität im Bereich der Städte. Nach Grußworten des forum1.5 Mittelfranken-Vorstands PD Dr. Klaus Geiselhart und der Leiterin des Green Office der FAU, Dr. Kathrin Fuhrmann, hörten die Gäste zunächst Vorträge über „Planetare Gesundheit in der Stadt“ (Dr. Timo Falkenberg, Uni Bonn) und Insektenvorkommen in fränkischen Städten (Dr. Jürgen Schmidl, Biologe an der FAU Erlangen-Nürnberg), bevor ihnen Dr. Stefan Böger (Regierung Mittelfranken) die Perspektive der Bezirksverwaltung Mittelfranken auf Erhalt und Förderung städtischer Biodiversität vorstellte.
Download der Vortragsfolien
Dr. Timo Falkenberg, Planetare Gesundheit – Die Rolle von Biodiversität für gesunde Städte
Dr. Jürgen Schmidl, Die Stadt als horizontale und vertikale Biodiversitätsinsel für Insekten
Dr. Stefan Böger, Biodiversität in der Stadt – Mehr als nur Artenvielfalt
Workshops
In drei Workshops konnten die Besucher:innen sich anschließend vertiefend mit spezifischeren Themen auseinandersetzen und sich selbst aktiv mit in die Diskussion und den Erfahrungsaustausch einbringen.

Elemente einer kommunalen Biodiversitätsstrategie
Kommunale Biodiversitätsstrategien – welche Wirkung entfaltet bedrucktes Papier auf die biologische Vielfalt?
Impuls: Florian Lang, Kommunale Biodiversität
Moderation: Katharina Grammel / Leah Burgard

Kleingärten und öffentliche Flächen als Hort der Biodiversität
Impuls:
Gerhard Durst, Bezirksverband Gartenbau und Landespflege Mfr.,
Christian Oberhuber, Stadtverband Nürnberg der Kleingärtner e.V.,
Bernd Baudler, Stadt Erlangen
Moderation: Dr. Tobias Häberer, Hannah Böttcher

Perspektiven von Vereinen und Unternehmen auf Biodiversität und Nachhaltigkeit
Impuls:
Katharina Boehlke, IHK Mittelfranken; Simone Spangler, Neumarkter Lammsbräu; Hermann Börner, BLSV Sportkreis Erlangen/ Erlangen-Höchstadt
Moderation: David Spenger, Larissa Theiss
Workshop 1: Elemente einer kommunalen Biodiversitätsstrategie
Impuls: Florian Lang, Kommunale Biodiversitätsstrategien – welche Wirkung entfaltet bedrucktes Papier auf die biologische Vielfalt?
Moderation: Katharina Grammel (forum1.5 Mittelfranken) / Leah Burgard (FAU Erlangen-Nürnberg)
Im ersten Workshop wurden Elemente einer kommunalen Biodiversitätsstrategie diskutiert. Dabei zeigte der Referent Florian Lang (KomBi) Wege auf, um konkrete Arbeitsprogramme zum Erhalt der Artenvielfalt nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleineren Gemeinden implementieren zu können. Lang betonte, dass Kommunen aus verschiedenen Gründen (z.B. durch direkte Handlungsmöglichkeiten auf kommunalen Flächen und eine nahe, vertrauensvolle Beziehung zu Bürger:innen) die ideale Handlungsebene für den Schutz der biologischen Vielfalt darstellen. In der anschließenden Diskussionsrunde, in der auch Dr. Stefan Böger (Regierung von Mittelfranken) aktiv seine langjährige Expertise einbrachte, wurde betont, dass insbesondere eine feste Stelle seitens der Stadtverwaltung von zentraler Bedeutung ist, um Zuständigkeiten zu koordinieren, die Umsetzung von Maßnahmen zu betreuen, den Austausch unter relevanten Stakeholdern anzuregen und die Verstetigung sowie Langfristigkeit von Bestrebungen sicher zu stellen. Als Hindernisse für die Umsetzung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen wurden unter anderem Ressourcenmangel in der Stadtverwaltung (zeitlich, personell, finanziell) sowie gesetzliche Rahmenbedingungen identifiziert, deren Überarbeitung nach Meinung der Teilnehmenden große Potenziale und neue Handlungsspielräume eröffnen würde. Darüber hinaus erachteten die Teilnehmenden eine zielgruppenspezifische Ansprache und Kommunikation als zentral, um für den Wert und die Notwendigkeit von Biodiversitätsschutz und -förderung zu sensibilisieren.
Workshop 2: Kleingärten und öffentliche Flächen als Hort der Biodiversität
Impuls: Gerhard Durst, Bezirksverband Gartenbau und Landespflege Mfr., Christian Oberhuber, Stadtverband Nürnberg der Kleingärtner e.V., Bernd Baudler, Stadt Erlangen
Moderation: Dr. Tobias Häberer, Hannah Böttcher (beide forum1.5 Mittelfranken und FAU Erlangen-Nürnberg)
Im zweiten Workshop berichteten Vertreter des Bezirksverbands Gartenbau und Landespflege e.V. (Gerhard Durst) sowie des Stadtverbands der Nürnberger Kleingärtner (Christian Oberhuber & Michael Hanke) und Bernd Baudler (Stadt Erlangen) vom nicht zu unterschätzenden Einfluss, den städtische Kleingärten und öffentliche Flächen auf die Biodiversität haben können. Im Anschluss an einführende Impulsvorträge wurden gemeinsam mit den Workshopteilnehmenden unter anderem Herausforderungen wie rechtliche Hindernisse, z.B. Haftungsfragen und Nutzungskonflikte diskutiert. Durch den Erfahrungsaustausch unter den Praktikern konnten aber auch viele Faktoren genannt werden, die für den Schutz von biologischer Vielfalt in Kleingärten wichtig sind. Zentral ist eine Neubewertung durch die Förderung von Bewusstseinsbildung, wie z.B. über aussagekräftige Beschilderungen oder Mitmach-Projekte samt Verantwortungsübernahme. Die Teilnehmenden sind sich einig, dass weitere regulatorische Maßnahmen partizipativ erarbeitet werden sollten, das heißt unter Beteiligung aller relevanten Stakeholder-Gruppen. Verbote, die von oben angeordnet werden, sollten hingegen vermieden werden
Workshop 3: Perspektiven von Vereinen und Unternehmen
Impuls: Katharina Boehlke (IHK Nürnberg für Mittelfranken), Simone Spangler (Neumarkter Lammsbräu), Herrmann Börner (BLSV)
Moderation: David Spenger und Larissa Theiss (beide FAU)
Im dritten Workshop ging es um die Perspektiven von Vereinen und Unternehmen auf Biodiversität und Nachhaltigkeit. Viele vor allem flächenintensive Unternehmen haben inzwischen eigene Strategien entwickelt, um auf ihrem Gelände mehr Raum für heimische Fauna und Flora zu schaffen. Hieran anknüpfend lieferte Katharina Boehlke (IHK Nürnberg für Mittelfranken) einen einführenden Überblick über die gewerbliche Landschaft und zeigte einige Handlungsoptionen auf (z.B. gezielte Begrünung und Implementierung eines Regenwassermanagements). Außerdem stellte sie staatliche Förderprogramme wie „Natur auf Zeit“ oder den „Blühpakt Bayern“ vor. Anschließend berichtete Simone Spangler (Neumarkter Lammsbräu), dass viele Unternehmen dem Thema Biodiversitätsschutz und -förderung ihrer Einschätzung nach noch sehr zurückhaltend gegenüberstehen, da die Erfolgsmessung von Maßnahmen als schwierig empfunden wird. In ihrem Impulsvortrag stellt sie darüber hinaus verschiedene Beispiele vor, wie sich Neumarkter Lammsbräu bereits viele Jahre lang für den Erhalt und die Förderung von Biodiversität engagiert – z.B. in Form von Lobbyarbeit auf regionaler und Bundesebene, der Einrichtung eines Stammtischs Biodiversität für Unternehmen und den Aufbau von Kooperationen mit Erzeugern aus der Landwirtschaft. Eine weitere Perspektive lieferte schließlich Hermann Börner vom Bayerischen Landessportverband (BLSV). Sportvereine verfügen über große Grundstücke und sind in ihrer Gesamtheit dadurch ebenfalls ein wichtiger Akteur, wenn es um eine nachhaltige und biodiversitätsfördernde Gestaltung von Flächen geht. Nach Einschätzung von Hrn. Börner ist das Thema Biodiversität für viele Vereine jedoch bislang nicht zentral. Der Verband versucht daher unterstützend zu agieren, indem er z.B. Beratung durch Landschaftsarchitekt:innen vermittelt sowie Informationen über kommunale Förderprogramme verbreitet. Perspektivisch sollen zudem Fragen von Biodiversität und Nachhaltigkeit auch in Vereinscoachings integriert werden.
Moderierte Abschlussrunde
Im Anschluss an die Workshops kamen die Teilnehmenden nochmals in der von Christian Hagen (forum1.5 Mfr.) moderierten großen Runde zusammen, um die Ergebnisse aus der Workshop-Phase zusammenzutragen. Hierfür gaben Leah Burgard, Hannah Boettcher, Tobias Häberer und David Spenger kurze Blitzlichter aus den Workshops 1-3 und erläuterten die Kern-Diskussionspunkte. Der offizielle Teil der Veranstaltung endete mit einem Ausblick auf das nächste Frühjahrsforum zum Thema „Suffizienz“ – Raum für Erfahrungsaustausch war jedoch weiterhin gegeben und wurde von den Teilnehmenden vielfach wahrgenommen